Diese Forschung untersucht einen Zeitraum von fünfzig Jahren (1890-1940), in dem die neue Technik des Stahlbetons ein exponentielles Wachstum erlebte und von einem primitiven Stadium individueller Experimente zu einem klassischen Stadium konventioneller Praktiken überging. Dank ihres Rückgriffs auf jahrhundertealte Vorbilder dient die religiöse Architektur als Offenbarung dieses Phänomens der kollektiven Aneignung. Assimilation, Innovation oder Interpretation werden vor diesem stabilen programmatischen Hintergrund sofort sichtbar. Die ausgewählten Bauten stehen stellvertretend sowohl für die unterschiedlichen Strömungen künstlerischer Ideen als auch für die Variationsvielfalt des ersten Stahlbetons in Frankreich. Nur eine typologische Analyse kann das umfangreiche Korpus systematisch organisieren, da die stilistische Untersuchung angesichts der architektonischen und dekorativen Komplexität, die in rationalistische, neomittelalterliche, regionalistische oder Art-déco-Einflüsse übersetzt wird und oft auf verwirrende Weise verwendet wird, schwierig ist. Tatsächlich stellen diese Kirchen, die heute größtenteils unter Denkmalschutz stehen, die Nachhut des Eklektizismus und die letzten Zeugen einer traditionellen Baukunst vor der Industrialisierung des Bauwesens dar. Ihre Stahlbetone werden handwerklich hergestellt und weisen Spuren von Unvollkommenheiten auf, die heute besondere Fragen zur Denkmalpflege aufwerfen. Das Thema der Restaurierung und Instandhaltung von Stahlbetonkirchen wird anhand technischer, denkmalgeschützter und ökologischer Aspekte behandelt. Die ersten Stahlbetone sind empfindlich und können mit speziellen, invasiven, teuren und manchmal labilen Mitteln wiederhergestellt werden, während es nur wenige Standorte gibt, die das gesamte Gebäude nach einer globalen Vision behandeln. Die Erfahrungen der Architekten auf diesem Bereich stecken noch in den Anfängen, was darauf hinausführt, dass die Definition einer gemeinsamen Methodik für die Sanierung des ersten Stahlbetons ein offenes Thema bleibt.