Die KI entwickelt sich rasant: Noch bevor ChatGPT 3.5 im November 2022 der Öffentlichkeit frei zur Verfügung gestellt wurde, konnten Lehrende der Germanistik (und anderer Fremdsprachenphilologien) Jahr für Jahr die verblüffenden Fortschritte von maschinellen Übersetzungs-diensten und ihre zunehmende Beliebtheit bei Studierenden feststellen. Bei der zunehmenden Komplexität und den rapiden Fortschritten dieser Technologien, kann es für einfache NutzerInnen wie auch für ausgebildete PhilologInnen nicht (oder nur in Ausnahmefällen) darum gehen, die neuen Tools in Gänze zu verstehen, geschweige denn zu beherrschen. Vielmehr können Lehrende der Germanistik das Studium zum Raum des Experimentierens mit der KI und der Reflexion über ihre Möglichkeiten und Grenzen gestalten. Entscheidend ist dabei, dass die Lehrenden im Hinblick auf die neuen Technologien über keinen Wissensvorsprung verfügen; die Aneignung der für die Nutzung und Einschätzung von KI-Tools nötigen Kompetenzen verläuft bei Lehrenden und Lernenden parallel. In dieser Hinsicht bietet die KI die Möglichkeit einer Aktuali-sierung des alten Humboldtschen Bildungsideals und der Vorstellung von forschungsorientierter Lehre.