Die Banater Deutschen im frühen 21. Jahrhundert - Zwischen Mythos und Wirklichkeit
Résumé
Dieser Beitrag fasst Teilergebnisse einer breit angelegten empirischen, vergleichenden Studie zusammen, die 2010 und 2011 in Rumänien (Banat) und Deutschland eigenständig durchgeführt wurde. Ziel ist dabei, zum einen ein historisch gewachsenes, unerwartet lebendiges Grenzgebiet am Schnittpunkt zwischen West- und Osteuropa vorzulegen, und zum anderen den Blick für den häufig unhinterfragten Status einer Minderheit nach umfangreichen Migrationsvorgängen zu schärfen. Die Studie versucht somit, auf Interviews und Archivmaterial gestützte empirische Erkenntnisse zur Gesamtproblematik der transnationalen Erscheinungen zu erbringen, im Spannungsfeld zwischen Mythos und Wirklichkeit. Besonders ergründet werden hier die komplexe Zugehörigkeitsfrage und das Selbstverständnis der Deutschen aus dem rumänischen Banat. Nicht zuletzt werden hochinteressante Erscheinungen von Kulturtransfers vorgelegt, die auf doppelte, wechselseitige Akkulturationsformen im Sinne der Migrationssoziologie hindeuten. Der beispielhafte Fall der Banater Deutschen legt m.E. die Grundlagen für ein besseres Verständnis der zumeist ungenügend wahrgenommenen Korrelationen zwischen mythischen Erscheinungen und Realitätsbildung.