Aufgrund der prekären Quellenlage ist es schwer, die Methodik des Musikunterrichts und insbesondere des Kompositionsunterrichts im 17. und 18. Jahrhundert zu erfassen. Dies gilt ebenfalls für Johann Sebastian Bach. Was von seinem Unterricht rekonstruiert werden kann, geht nur zu einem geringen Teil aus direkten theoretisch-didaktischen Schriftzeugnissen hervor. Hauptquellen sind musikalische Werke, im Unterrichtskontext entstandene Manuskripte und nicht zuletzt Beschreibungen seiner Söhne, Schüler und Biographen. Dieser Beitrag widmet sich Bachs „Orgelschule“. Beim Versuch, diesen Gegenstand zu erfassen und abzugrenzen, wird schnell deutlich, dass er untrennbar mit den Lehrinhalten des Unterrichts auf anderen Tasteninstrumenten verwoben ist und nur unter Berücksichtigung der Anforderungen an einen Organisten in der Bach-Zeit gebührlich betrachtet werden kann. Demzufolge gilt es, sich zunächst das Bachsche Curriculum für Tasteninstrumente als Ganzes vor Augen zu halten. Darauf aufbauend sollen sodann die Eigenschaften des Unterrichts im Hinblick auf deren Umsetzung in der Orgelschule näher betrachtet werden.